Entscheidungen des GAVI-Vorstands werden der Gesundheit von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern zugutekommen

DHAKA, 17. November 2011 – Die GAVI Alliance wird erste Schritte einleiten, um Impfungen gegen den Humanen Papillomvirus (HPV) und Röteln in Entwicklungsländer einzuführen – und kommt damit der Nachfrage dieser Länder nach. Dies teilte der Vorstand der Allianz am heutigen Donnerstag mit.

Wenn die Verhandlungen über einen nachhaltigen Lieferpreis erfolgreich sind und die Länder zeigen, dass sie in der Lage sind, die Impfungen zu verteilen, könnten bis 2015 bis zu zwei Millionen Frauen und Mädchen in neun Entwicklungsländern vor Gebärmutterhalskrebs geschützt werden.

Weiterhin stimmte der GAVI-Vorstand der Unterstützung von Impfstoffen gegen Röteln zu und reagierte damit auf die prognostizierten Nachfrage von 30 Ländern und auf Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Röteln stellen eine Gefahr für Schwangerschaften und die Gesundheit von Kindern dar. Geplant ist, 588 Millionen Kinder bis 2015 zu erreichen.

„Diese beiden Initiativen haben großes Potenzial für Frauen und Familien in Entwicklungsländern“, sagte Dr. Seth Berkley, Geschäftsführer der GAVI Alliance, die sieben weitere Impfungen unterstützt. „In ärmeren Ländern ist die HPV-Impfung für Frauen und Mädchen unerlässlich, da sie meist keinen Zugang zu Krebsvorsorgeuntersuchungen und medizinischer Behandlung haben, der in reicheren Ländern selbstverständlich ist. Heute haben wir einen ersten, bewussten Schritt gemacht, um diese Ungerechtigkeit zu korrigieren.”

Prof. Harald zur Hausen, der 2008 für die Entdeckung des Zusammenhangs zwischen HPV und Gebärmutterhalskrebs mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet wurde, begrüßte die Entscheidung des GAVI-Vorstandes, ein Finanzierungsfenster für die HPV-Impfung zu öffnen: „Ich freue mich sehr, dass die HPV-Impfung auf dem Weg ist, sehr viele Leben zu schützen“, erklärte er. „In Entwicklungsländern haben Mädchen und Frauen oft nur sehr eingeschränkt Zugang zu Vorsorgeuntersuchungen und medizinischer Behandlung, so dass die Impfung einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs leisten wird."

Das Humane Papillomavirus ist hochgradig ansteckend und jährlich für etwa 275.000 Todesfälle aufgrund von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. 88 Prozent dieser Fälle ereignen sich in Entwicklungsländern. Laut Expertenangaben könnte sich die Zahl der Todesopfer bis 2030 auf jährlich 430.000 erhöhen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Sichere und wirksame HPV-Impfungen können 70 Prozent aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindern. HPV verursacht weitere seltene Krebsarten, sowohl bei Männern als auch bei Frauen.

Der GAVI-Vorstand teilte zudem mit, die Finanzierung einer Impfung gegen Japanische Enzephalitis (eine in Asien verbreitete Infektionskrankheit) in Erwägung zu ziehen, sobald ein geeigneter und von der WHO zertifizierter Impfstoff verfügbar ist. Weiterhin sähe man mit Interesse der Entwicklung eines geeigneten Konjugatimpfstoffes gegen Typhus entgegen.

Auf dem zweitägigen Treffen in Dhaka überprüfte der Vorstand auch die Fortschritte bei der Einführung von Impfstoffen gegen Pneumokokken und Rotavirus. Weiterhin stimmte er einer neuen Beschaffungs- und Lieferstrategie zu und diskutierte neue ergebnisorientierte Finanzierungsmöglichkeiten sowie besondere Ansätze für Länder mit besonders niedrigen Impfraten.

„Die heutigen Entscheidungen werden zu GAVIs Ziel beitragen, Millionen Leben zu retten und das Leben der Menschen zu schützen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der GAVI Alliance Dagfinn Høybråten. „Wir unterstützen Entwicklungsländer dabei, schneller Zugang zu lebensrettenden Impfungen zu bekommen. Und wir steigern die Anzahl innovativer Möglichkeiten, um sicherzustellen, dass alle Kinder weltweit den gleichen Zugang zu Impfungen haben.“

Auf einer Veranstaltung des Gesundheitsministeriums von Bangladesch am 15. November wandte sich der Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon an den GAVI-Vorstand. Er ermutigte die Allianz, weitere Partner für globale Gesundheit und die Pharmaindustrie „das Versprechen einzulösen, Millionen junger Frauen mithilfe der HPV-Impfung eine Zukunft frei von der Bedrohung durch Gebärmutterhalskrebs zu ermöglichen.“

„In die Gesundheit und in die Zukunft dieser Frauen zu investieren, ist die beste Investition, die wir tätigen können“, ergänzte Ban ein Jahr nach dem Start seiner Kampagne ‚Every Woman, Every Child’ (Jede Frau, Jedes Kind). GAVI hatte sich verpflichtet, diese zu unterstützen, unter anderem mit Impfungen gegen HPV und Röteln.

Die von GAVI finanzierte Impfung gegen Röteln wird Teil eines Kombinationsimpfstoffes sein, der auch gegen Masern schützt. Hierdurch werden Lieferungen einfacher und zudem die weltweiten Bemühungen zur Erhöhung der Masern-Impfraten unterstützt. Wenn Schwangere sich mit Röteln anstecken, kann dies zu schweren Geburtsfehlern führen, die lebenslange Behinderungen zur Folge haben. Jährlich ereignen sich etwa 90.000 dieser Fälle in GAVI-förderberechtigten Ländern – dies sind etwa 80 Prozent aller Fälle weltweit. Eine Rötelninfektion während der Schwangerschaft kann zudem zu Fehl- oder Totgeburten führen.

Im Rahmen der Vorstandssitzung wurden neue WHO-Daten vorgestellt. Diese bestätigten, dass GAVI seit ihrer Gründung im Jahr 2000 dazu beigetragen hat, 325 Millionen Kinder zu impfen und Entwicklungsländer dabei unterstützt hat, über 5,5 Millionen vorzeitige Todesfälle zu verhindern.

Seit Dezember 2010 fördert GAVI Impfungen gegen Pneumokokken, den Haupterregern von Lungenentzündung – inzwischen wurden mehr als 3 Millionen Kinder geimpft. Weitere 10 Millionen werden 2012 voraussichtlich diese lebensrettende Impfung erhalten. Rotavirus-Impfungen werden bis Ende 2012 etwa 4,8 Millionen weitere Kinder erreichen. Durch Rotaviren verursachte Durchfallerkrankungen gehören ebenfalls zu den Haupttodesursachen bei Kindern, können aber durch Impfungen verhindert werden.

Die heutigen Ankündigungen bekräftigen GAVIs Zielsetzung, bis 2015 nahezu vier Millionen zukünftige Todesfälle durch Impfungen zu verhindern – eine Investition in die Gesundheit der Menschen und ein Motor für Entwicklung.

Das Gastgeberland der Vorstandssitzung Bangladesch hat seine Routineimpfrate bei Säuglingen erfolgreich auf 95 Prozent erhöht. Mit der Unterstützung durch Geberländer ist es dem Land zudem gelungen, die Kindersterblichkeit von Unter-Fünfjährigen zwischen 1990 und 2009 um fast zwei Drittel zu senken.

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Die GAVI Alliance ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die sich dafür einsetzt, das Leben von Kindern zu retten und die Gesundheit der Menschen zu schützen – durch den vereinfachten Zugang zu Impfungen und die Stärkung von Gesundheitssystemen. GAVI vereint alle wichtigen Akteure, die dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen: Regierungen von Entwicklungs- und Geberländern, die WHO, UNICEF, die Weltbank, Impfstoffhersteller in Industrie- und Entwicklungsländern, Forschungsinstitute, die Zivilgesellschaft, die Bill & Melinda Gates Stiftung, die „La Caixa“ Stiftung sowie weitere private Geber.

Die deutsche Bundesregierung unterstützt die Arbeit der GAVI Alliance seit 2006. Sie erhöhte ihre Beiträge von 4 Millionen im Jahr 2010 auf 20 Millionen Euro im Jahr 2011. Für 2012 kündigte Deutschland eine Steigerung auf 30 Millionen Euro an.

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