Nachfrage nach Pneumokokken- und Rotavirusimpfungen zeigt das große Interesse von Entwicklungsländern an neuen Impfstoffen
GENF, 10. Juni 2011 - Eine Rekordzahl von 50 GAVI-förderberechtigen Ländern
haben in der jüngsten Bewerbungsrunde die Finanzierung von Impfungen beantragt, teilten
Sprecher der GAVI Alliance heute mit. Die Anzahl der Anträge ist doppelt so hoch wie ein
früherer Höchststand im Jahr 2007, als 27 Länder GAVIs Unterstützung bei der Einführung von
Impfungen anfragten.
Die erhöhte Nachfrage unterstreicht, dass Entwicklungsländer immer stärker bereit sind,
ihre Programme zu Routineimpfungen auszubauen und neue Impfungen einzuführen, um so das
Leben von Kindern zu retten und sie vor Krankheit und Behinderung zu schützen.
Entwicklungsländer konnten sich um Unterstützung bei der Einführung des
Fünffachimpfstoffs sowie für Impfungen gegen Pneumokokken, Rotavirus, Hirnhautentzündung A
(Meningitis A), Gelbfieber und Masern (2. Dosis) bewerben.
Bei den 75 abgegebenen Anträgen konzentrierte sich die Nachfrage auf die beiden
Impfungen, die vor den beiden Haupttodesursachen von Kindern schützen: Lungenentzündung und
Durchfallerkrankungen. Lungenentzündung und durch den Rotavirus verursachte
Durchfallerkrankungen kosten jedes Jahr mehr als eine Millionen Kinder unter fünf Jahren
das Leben; sie sind mit Abstand die größten Todesursachen bei Kindern.
"Wenn wir es schaffen, ausreichende Mittel für die Anträge aufzubringen und die Länder
im Kampf gegen die tödlichen Krankheiten zu unterstützen, können wir das Leben von
Millionen von Kindern positiv beeinflussen", sagte Helen Evans, Interim-Geschäftsführerin
der GAVI Alliance.
GAVI hatte bereits vorher zugesagt, finanzielle und technische Unterstützung bei der
Einführung der Impfstoffe gegen Pneumokokken und Rotavirus in 19 bzw. 5 Ländern zu leisten.
GAVIs erste Geberkonferenz findet am 13. Juni in London statt. Dort sollen die notwendigen
Mittel aufgebracht werden, um die Nachfrage aus den Ländern bedienen und GAVIs ehrgeiziges
Ziel, bis 2015 knapp eine Viertelmilliarde Kinder zu impfen, erreichen zu können.
Im Antragsprozess müssen die Länder sich verpflichten, den Kauf von Impfstoffen durch
einen eigenen Beitrag mitzufinanzieren, worauf immer mehr Entwicklungsländer positiv
reagieren. Im Jahr 2010 haben zehn Länder ihre Verpflichtung übererfüllt und mehr bezahlt
als vereinbart. GAVI erwartet, dass sich die Kofinanzierung durch die Entwicklungsländer
bis 2015 im Vergleich zum heutigen Stand auf US$ 100 Millionen verdreifachen wird.
"Das große Engagement der Entwicklungsländer bei der Einführung von Impfungen zusammen
mit der starken Unterstützung durch die Geber wird uns ein großes Stück voranbringen,
unsere Ziele zu erreichen und Kinderleben zu retten", sagte Margaret Chan,
Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation WHO. "Jedes Kind verdient den Schutz mit
dem Besten, was die Wissenschaft zu bieten hat", sagte sie.
Die umfangreichsten Bewerbungen kommen aus Ghana und Haiti, die vier bzw. drei
Impfstoffe beantragt haben. GAVI hat zudem Bewerbungen aus Somalia und Afghanistan
erhalten; die Demokratische Republik Timor-Leste (Osttimor) reichte die erste Bewerbung
seit ihrer Unabhängigkeit 2002 ein.
Vier Länder - Benin, Ghana, Senegal und Sudan - beantragte die Unterstützung für eine
neue Impfung gegen Meningitis A (Hirnhautentzündung), MenAfriVac. Sie schließen sich damit
sechs Ländern an, für die eine Unterstützung bereits zugesagt wurde. Die Impfung wurde
erstmals im Dezember in Burkina Faso, Tschad und Niger eingeführt.
Ein unabhängiges Komitee von Experten wird die Anträge prüfen und Empfehlungen an den
Vorstand von GAVI aussprechen, die die Stärke des Umsetzungsplans als Grundlage.
Die GAVI Alliance ist eine öffentlich-private Partnerschaft, die sich dafür einsetzt,
das Leben von Kindern zu retten und die Gesundheit der Menschen zu schützen - durch den
vereinfachten Zugang zu Impfungen und die Stärkung von Gesundheitssystemen. GAVI vereint
alle wichtigen Akteure, die dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen: Regierungen von
Entwicklungs- und Geberländern, die WHO, UNICEF, die Weltbank, Impfstoffhersteller in
Industrie- und Entwicklungsländern, Forschungsinstitute, die Zivilgesellschaft, die Bill
& Melinda Gates Stiftung sowie weitere private Geber. Die deutsche Bundesregierung
unterstützt die Arbeit der GAVI Alliance seit 2006. Sie erhöhte ihre Beiträge von 4
Millionen im Jahr 2010 auf 20 Millionen Euro im Jahr 2011. Für 2012 kündigte Deutschland
eine Steigerung auf 30 Millionen Euro an.
Seit ihrer Gründung 2000 hat GAVI die Impfung von 288 Millionen Kindern finanziert und
damit dazu beigetragen, über 5 Millionen vorzeitige Todesfälle bei Kindern unter 5 Jahren
zu verhindern.